Maltechnik

Ausgehend von der experimentellen Malerei auf dem weiten Feld des abstrakten Realismus ist diese Malerei Ausdruck einer gewissen Lebensauffassung, die durch meine eigenen menschlichen Gegebenheiten und der naturimmanenten Neugierde mit den Fragen nach dem Woher, Wohin, Warum und Wieso geprägt ist.

Dass man durch das Malen, Lehren, Suchen und Finden selbst ein ständig Lernender bleibt, wird dadurch selbstverständlich, weswegen ich mich auch nicht der Ansicht verschließen kann, dass man sich ansonsten im Stillstand befindet, ohne Bewegung, ohne Entwicklung und man bereits gestorben ist, denn alles um uns herum, um es mit den Worten Heraklits auszudrücken: “Alles fließt,…!”

Und so sah ich mich als junger Maler einer Unmenge von kunstgeschichtlichen Ismen und Maltechniken gegenüber, wobei keine diese und auch Lehrer meine Fragen beantworten konnten.

Da diese Frage mich und die Natur an sich betrafen, und ich aus verschiedensten Wissenschaften auch nur Teilantworten bekam, war für mich, wie für die Begründer der klassischen Moderne, der logische Schluss, dass man die grundlegenden Fragen der Malerei und des Menschen nur durch ihren Anfang begreifen kann.

Unter anderem war auch die begrenzte Ausdrucksfähigkeit gewisser Maltechniken ein Grund etwas Neues zu finden, wobei natürlich auch finanzielle Gründe diesen Weg beschleunigten, denn “Not macht erfinderisch!”

Natürlich hätte man auf den faulen Kompromiss der Mischtechnik eingehen können, um sich auf den Erfindungen anderer auszuruhen, aber man hätte nichts Eigenes, nichts Authentisches.

Nach den ersten Schritten und Versuchen maltechnisch- chemischer Prozesse erkannte ich, welche ungeahnten Kreativtätsmöglichkeiten ich vor mir hatte.

Ich war auf dem langen Weg zu einer neuen allumfassenden Maltechnik und nicht auf dem Weg, nur verschiedene Technik zu vermischen.

Ich ging also von den Grundelementen der Farbe aus (Pigment, Wasser, Binder),und da ich immer noch die Worte meines alten Kunstgeschichtsprofessors in mir klingen höre, der sagte:

”  mit allem, was auf der Leinwand hält, kann man malen…!” (Dieses Zitat übrigens schrieb er Albrecht Dürer zu.),hieß das für mich: Material ist Farbe und Farbe ist Material.

Jedes Material hat eine gewisse Farbigkeit und jede Farbe hat in ihrer Grundstruktur eine gewisse Materialität.

Dies nun als Ausgangspunkt und damit auch als Ausgangspunkt jeder Malerei erinnert uns, dass die Farben aus der Erde, den Pflanzen und aus den Tieren stammen.

Natürlich hat der Mensch in seinem Erfindergeist neue Strukturen erfunden, die unsere Umwelt umgeben, manchmal bereichern, aber auch manchmal negativ verändern. Damit aber musste ich auch meine Denkstrukturen erweitern und kam über die Philosophie auf den Gedanken, dass das Arbeitsmaterial alles und jeder in der Kunst, in meiner Kunst, sein muss.

Ich begann also Wissen zusammen zu tragen und nachdem ich mich mit diesem Anliegen zu meinen Professoren für Maltechnik begeben hatte und nur die Antwort bekam: “Dies habe ich nie gelernt und gelehrt und kann dir dabei nicht helfen, aber ich wünsche dir viel Glück!”, erkannte ich mich selbst als Autodidakt.

Monate befragte und nervte ich Chemiker nahmhafter Konzerne, wie Bayer, Hoechst oder BASF.

Das Ergebnis war, wenn man verschiedenste Materialien auf der Leinwand haltbar machen und auch verbinden will, muss man ihre Molekularstrukturen verändern, und das wiederum mit Grundelementen, wie Feuer, Wasser, Luft und auch Erde.

Und so entwickelte ich in verschiedensten Versuchsreihen einzelnen Einbrenn- und Einwaschverfahren, sowie Trocknungsarten in den weiten Welten der Materialien, und jedes zeigte andere Reaktionen, wie z.B. bei verschiedenen Erden, Sande, Pflanzen, Gewebe, Hölzer, Papiere, Öle, Emulsionen, Harze, Wachse, Asche, Nahrungsmittel( Zucker, Mehl, Kaffee, Tee…),usw. denn diese Aufzählung dürfte durch meine menschliche Neugierde nie ein Ende finden, solange ich lebe.

Dies sind Gestaltungsmittel und der Gestaltungsanlass ist der Mensch in all seinen Facetten, Wesenheiten und damit für mich im Wesentlichen zu sehen mit seinen Gegensätzen, Widersprüchen und Brüchen.

Diese meine eigene Maltechnik ist kein Teilbereich unserer erfahrbaren Welt, mit seinen Sichtweisen, Ansichten und Weisheiten.

Diese meine Maltechnik will alles aufnehmen, was meine individuelle, subjektive Wahrnehmung erreichen kann.

Und weil, wie bereits erwähnt, Farbe Material ist und Material auch Farbe, und ich diese mit meinen eigenen Rezepten verbinden kann, sind es Collagen von Farbe und Material und nicht nur Mischungen verschiedenster Techniken, die andere erfunden haben.

Also Farb-, Materialcollagen